CD-Reviews

POLAR "Bi" (eastwest)

Polar ist nicht etwa eine Eisband, sondern der Künstlername des Mittzwanzigers Eric Linder. In Irland geboren und in der französischen Schweiz lebend, durchlebte "Polar" viele Familienkrisen. Da halfen ihm auch große Sporterfolge (mehrmaliger Schweizer Meister) nicht, über seine Probleme hinwegzukommen. Also begann er mit 19, Musik zu machen. Musik, die sich heute auf seinem mittlerweile zweiten Album "Bi" wiederfindet. Polar spielt und schreibt alles in Eigenregie. So dominieren die Platte melancholischer Gesang, akustische Gitarre und Orgel. Das ergibt 13 Lieder, die unter die Haut gehen und bei denen gleich ein romantisches Lagerfeuer im Kopf mitknistert. Anspieltipps sind das durch die Verwendung in einer Fernsehwerbung zum kleinen Hit gewordene Hit "Bipolar Dream" ("All these voices ...") und "The man who never was". Alle Songs nehmen sich die Sinnlichkeit zum Vorsatz. Im vorletzten Song, "Kill my fears", das Polar bei offenem Fenster in seiner Genfer Wohnung aufgenommen hat, werden wir Zeuge eines Streits in der Nachbarschaft und des plätschernden Regens. Für unsere hektische Zeit ist "Bi" eine echte "come down"-Scheibe mit Tiefgang. (www.polarmusic.de)

 

READYMADE "Snapshot Poetry" (tamtam)

Auf dem Titel des heiligen SPEX genannt zu werden, das kommt unter Musikschaffenden der intelligenteren Art schon einem Adelstitel gleich. Readymade aus Wiesbaden haben das geschafft, aber natürlich wollen sie noch mehr schaffen, zum Beispiel Ohren und Herzen von immer mehr Menschen erobern. Die Chancen dafür stehen mit Hilfe des neuen Albums, das ab morgen in die Regale kommt, nicth schlecht. Nach einem lobüberschütteten Debüt legt das Gitarrenpop-Quartett mindest gleichwertig nach und zeigt wieder, wie groß das Spektrum ist, das man mit Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug abdecken kann. Exemplarisch ist etwa "It could be nice", in dem sich vom soften Start weg ein atmosphärischer Soundteppich ausbreitet, auf dem es sich wunderbar zum bombastischen Finale spazieren lässt. Gefälliger und damit hit-potenzieller kommen Tracks wie "Supernatural" oder "Just a mile" daher. Zwischen den besonders anspruchsvollen Nummern erfreuen einfach nette Popsongs, durch die der Wind der britischen Insel weht. Gut dosiert sind die Anteile, mmit denen die dreckigen Gitarren und Zacs melancholische Stimme in den Vordergrund rücken. Im vorletzten Song beklagen Readymade "A massive overdose of communication". Die zehn Songs ihres neuen Albums kann man sich getrost wieder und wieder anhören, ohne eine Überdosis zu befürchten. (www.readymade.de)

 

© 2000 by poms.- pop-medien-service, Taunusstein

<<