Schlagwort, Bum-Bum, La-La-La

DJ Bobo machte Niedernhausen zum Nabel der Pop-Welt

Mystasia – der Titel der neuen Tournee von DJ Bobo passte nicht schlecht zum Ort der "Weltpremiere", dem Rhein-Main-Theater in Niedernhausen, wo sich seit einiger Zeit auch Mysterien und Fantasien paaren.

Nach zwei Vorpremieren, die überwiegend von überglücklichen Preisausschreiben-Gewinnern mitgefeiert wurden, war nun die "echte" Premiere mit geladenen Gästen und – ganz wichtig – aus ganz Europa angereisten Pressevertretern, die nun in die Welt hinaustragen sollen, was die Fans von Mystasia erwarten können. Auf dass die Hallen zwischen dem 7. November und dem 2. Dezember, zwischen Riesa (Tourstart) und Bremen (Tourfinale) voll werden mögen.

Dass alle Hallen voll werden, zum Beispiel auch die Frankfurter Festhalle am 30. November, kann schon jetzt als sicher gelten, ganz egal, was Bravo und Popcorn und Bild und alle anderen schreiben werden über Mystasia. Denn DJ-Bobo, der 31-jährige 1,74-Meter-Mann, ist so ziemlich das Größte, was die Schweiz zur Zeit zu bieten hat. Zumindest umsatzmäßig.

Mit 10 Millionen verkauften CDs ist der gelernte Konditormeister, das hat Gala herausgefunden, "nach Swatch-Uhren, Käse und Schokolade zum viertwichtigsten Exportartikel seines Heimatlandes avanciert".

"70 Prozent meiner Fans sind über 20," entgegnet DJ Bobo stolz auf die Frage, ob es ihn nicht störe, der Traum einer vorpubertären Zielgruppe zu sein. Das hindert ihn aber nicht, seine Show trotzdem genau auf die Vorpubertären zuzuschneidern und in Kasperle-Theater-Manier mit dem Publikum umzugehen. "Neun neue Songs, ganz neue Choreographien und ganz neue Kostüme" versprach der gute Bobo zu Beginn seiner Mystasia-Show, die "nur" auf einer Zwölf-Meter-Bühne präsentiert werden konnte (in den großen Hallen werden es 20x22 Meter). Das, was dann folgte, Konzert zu nennen, wäre eine Beleidigung aller Musiker.

Nur, was ist Mystasia? Es ist eine ausgefeilte und aufwendige Bühnenshow, mit netten Kostümen, viel Nebel, ein paar Pyro-Effekten und ganz anschaulichen Choreographien; eine Show mit Tänzern, die – im Gegensatz zu ihrem Boss – sogar tanzen können und Sängerinnen, die – genau wie ihr Boss – nicht singen können.

"Sicherlich treffen meine Musik und meine Show den Zeitgeist," erklärt DJ Bobo seinen Erfolg und ergänzt allen Ernstes: "Hinzu kommt, dass ich gerne experimentiere." Das einzige Experiment, das für uns auszumachen war, war die Frage: "Wie oft kann ich immer wieder das gleiche machen und es immer wieder als etwas neues verkaufen?"

Ein Schlagwort – wahlweise "Party", "Together", "Celebrate", "Pray" oder "Everybody", dazu etwas Bumm-Bumm und La-La-La- und fertig ist der Bobo-Song. Irgendwie wirkte Mystasie wie das längste Medley der Welt.

"Lies" (Lügen) bezeichnet der Marketingprofi bezeichnenderweise als "das erste Lied, das mir wirklich etwas bedeutet". Seinen Fans bedeutet natürlich jedes Lied etwas, mit verklärten Blicken verfolgten sie Mystasia und machten einfach alles mit. Und genauso wird es auch in den großen Hallen wieder sein.

Ein Mann, der weder singen noch tanzen kann und Songs, die jedes halbwegs sensible Ohr in Schmerzzustände versetzen – da bleibt natürlich, angesichts ausverkaufter Megahallen und regelmäßiger Gold- und Platinschallplatten die Frage: Was ist nur dran an DJ Bobo? Vielleicht ist die Antwort ganz einfach: Mystasia!

 

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